Als Rauchfangkehrerbetrieb ist die Firma Plesar seit dem Jahr 1999 in den Gemeinden Leibnitz, Wagna, Kitzeck im Sausal, Gleinstätten (Pistorf) sowie Sankt Andrä-Höch mit einer kleinen Betriebsstätte in Leibnitz tätig.
Mit der Erweiterung auf eine Betriebsstätte in Vorau mit dem Betreuungsgebiet der Gemeinden Vorau, Rohrbach an der Lafnitz, Lafnitz, Sankt Jakob im Walde, Wenigzell, Waldbach-Mönichwald im Jahr 2016 und dem immer größeren Administrationsaufwand zur Durchführung der sicherheitsrelevanten Tätigkeiten im Rauchfangkehrerhandwerk, ergab sich die Erfordernis, die Büroflächen zu erweitern.
Vorerst war ein herkömmlicher Massivbau mit Büro-, Umkleide- sowie Sozialraum für die MitarbeiterInnen und ein Lagerraum angedacht. „Mit Abschluss meines Masterstudiums im Bereich integrales Gebäude- und Energiemanagement und der Tatsache, dass das Rauchfangkehrerhandwerk nicht nur Glück bringt, sondern auch für Umweltschutz, Luftreinhaltung und Brandschutz steht, kam mir der Gedanke, ein ‚Nearly-Zero-Emission‘-Gebäude zu erstellen“, so GF Christian Plesar.
Ziel eines solchen Gebäudes ist es, keine zusätzlichen Treibhausgase (CO2) zu produzieren bzw. wenn möglich diese zu kompensieren. Folgende Grundsätze wurden sodann festgelegt: effizienter und wirtschaftlicher Einsatz von Baumaterialien mit dem Hauptaugenmerk, deren positiven Eigenschaften zu nutzen; Einsatz nachhaltiger und effizienter Gebäudetechnik; Ausgleich der Treibhausgasemissionen durch Verwendung des Baustoffes Holz, nachhaltiger Betrieb durch Einsatz einer nahezu CO2-neutralen Pelletsheizung und PV-Anlage sowie effiziente, digitalisierte Beleuchtung und Steuerung dieser Komponenten; keine Überschreitung der Grundkalkulation gegenüber einer herkömmlichen Bauweise.
Zur Zielerreichung ist es unbedingt erforderlich, die betreffenden Gewerke optimal zu koordinieren, um gemeinsame Schnittstellen zu nutzen und etwaige Probleme rasch und gemeinsam lösen zu können. Für diesen Bereich konnte Herr Ing. Wolfgang Schwarzmann gewonnen werden, der die Bauabläufe – konkret das Baumanagement, die Bauphysik, die Baukostenoptimierung und eine ökologische Bauweise für den ökologischen Fußabdruck – perfekt koordinierte.
Effizienz in allen Bereichen
Um die Treibhausgasemissionen bereits in der Bauphase so gering wie möglich zu halten, wurden im Bereich der Wände und Decken im Obergeschoss Holzmassivbauteile verwendet. Dadurch konnte bereits in dieser Phase der CO2-Aufwand von rund 78 Tonnen durch Beton, Ziegel und dergleichen um gut 20 Tonnen reduziert werden. Mit Herrn Baumeister Hammer der Firma Hammer Bau GmbH und Herrn Platzer der Firma HSP konnten verlässliche und kompetente Partner für dieses herausfordernde Projekt gefunden werden.
Auch im Bereich der Gebäudetechnik wurde auf Nachhaltigkeit, Effizienz und Unabhängigkeit gesetzt, ohne den Kostenfaktor aus den Augen zu verlieren. Für eine transparente Umsetzung wurde mit Herrn DI Thomas Fleischhacker der perfekte Partner für die Begleitung des Planungsprozesses der gesamten Haustechnik gewonnen. Wesentliche Entscheidungskriterien für die installierte Pellets-Heizungsanlage der Firma HERZ Energietechnik waren die niedrigen Treibhausgasemissionen sowie die Möglichkeit, durch den eigenen Heizkessel im Gebäude größtmögliche Unabhängigkeit und Selbstbestimmung zu bewahren.
Das konnte durch ein ausgeklügeltes Managementsystem zwischen Heizkessel, PV-Anlage zur Eigenbedarfsabdeckung und einem Energiespeicher in Form eines Pufferspeichers nochmals optimiert werden. Die Anforderungen für die Installation dieser Komponenten wurden durch die Firma Bad&Heiztechnik Kindermann sowie APEM Energietechnik durchgeführt.
Um der immer größeren Versiegelung von Grünflächen durch Bauwerke entgegenzuwirken, wurde die verbaute Grünfläche auf das Dach verlegt. Das bedeutet in weiterer Folge kontinuierliche Bindung von CO2, zusätzlicher Kälte- und Wärmeschutz, Erhöhung der Lebensdauer des Daches sowie langsames Einbringen von Niederschlagswasser durch Verrieselung. Durch die Summe der angeführten Maßnahmen kompensiert das Gebäude im Betrieb pro Jahr rund 2,5 Tonnen CO2.
In gut 22 Jahren werden sämtliche Treibhausgasemissionen für die Errichtung
des Gebäudes durch den nachhaltigen Betrieb kompensiert. In Folge werden ab dem 23. Nutzungsjahr jährlich 2,5 t CO2 eingespart. Bei einer durchschnittlichen Nutzungsdauer für Bürogebäude von rund 40 Jahren bedeutet dies eine Einsparung von 43,5 t CO2 – und das ohne Überschreitung der geplanten Baukosten.
Raum zum Wohlfühlen
Eines der wichtigsten Kriterien war zudem, den bestmöglichen Wohlfühlfaktor durch ansprechende Räumlichkeiten – einerseits großzügige Umkleide-, Wasch- und Sozialräume, andererseits behagliche Büroräumlichkeiten – für die MitarbeiterInnen zu erreichen. Durch den verstärkten Einsatz von Massivholz war ein wesentlicher Grundstein dafür bereits gelegt.
Gerade dort, wo viel Zeit verbracht wird, ist es wichtig auf ein gesundes Umfeld zu achten. „Auch uns ist es ein Anliegen, unsere Möbel nachhaltig zu gestalten, so war es uns eine große Freude, die Wünsche und Vorstellungen der Familie Plesar umzusetzen. Da stimmt nicht nur die Bauchemie, auch menschlich ist es ein großer Zugewinn“, berichtet die am Projekt beteiligte Firma Griesbacher und möchte dem Auftraggeber für das Vertrauen danken.
Um Lüftungsverlusten durch Fensterlüftung entgegenzuwirken, aber trotzdem eine gesunde und gute Luftqualität sicherzustellen, wurden dezentrale Lüftungsanlagen der Firma Livento eingebaut.