Katastrophenschutz-Leiter Harald Eitner, Landesfeuerwehrkommandant-Stellvertreter Christian Leitgeb, LH Christopher Drexler, LH-Stv. Anton Lang und LWZ-Leiter Günter Hohenberger. Foto: © Land Steiermark/Robert Binder
Unter dem Eindruck der verheerenden Unwetter-Katastrophe der vergangenen Tage präsentierten Landeshauptmann Christopher Drexler und LH-Stellvertreter Anton Lang am 13. Juni 2024 in der Landeswarnzentrale Soforthilfemaßnahmen der Steiermärkischen Landesregierung.
Die Landesspitze brachte ihre Betroffenheit über den tragischen Tod eines Buben in St. Marein bei Graz zum Ausdruck: „Wir sprechen der Familie des verstorbenen Buben im Namen des Landes Steiermark unsere tiefe Anteilnahme und unser Mitgefühl aus. Dieser dramatische Unfall lässt einen sprachlos zurück. Unser Dank gilt einmal mehr den Einsatzkräften von Polizei, Rotem Kreuz und Kriseninterventionsteam und ganz speziell den Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehren, die nach den übermenschlichen Anstrengungen der Tage zuvor einen physisch und psychisch äußerst fordernden Rettungseinsatz zu bewältigen hatten“, so Drexler und Lang.
Landesregierung beschließt fünf Mio. Euro
Um den Betroffenen der Unwetterereignisse rasch finanzielle Hilfe zukommen zu lassen, hat das Land Steiermark nicht nur den Katastrophenfonds geöffnet, sondern es wurden in der heutigen Sitzung der Landesregierung darüber hinaus Soforthilfemaßnahmen beschlossen. So werden insbesondere bei entstandenen Gebäudeschäden Akonto-Zahlungen möglich sein. Geschädigte Personen, denen im Zuge einer Vorbegutachtung durch Sachverständige eine Schadenshöhe von mindestens 5.000 Euro attestiert wird, können auf Antrag eine Akonto-Zahlung in der Höhe von zehn Prozent der vorab erhobenen Schadenssumme erhalten. Diese Zahlungen sind mit 5.000 Euro limitiert. Für die Abwicklung werden in einer ersten Tranche fünf Millionen Euro aus Mitteln des Finanzressorts für den Katastrophenfonds zur Verfügung gestellt.
Um die Abarbeitung zu beschleunigen, wurde den zuständigen Abteilungen 10 (Land- und Forstwirtschaft) sowie 14 (Wasserwirtschaft, Ressourcen und Nachhaltigkeit) des Amtes der Steiermärkischen Landesregierung zur Abwicklung der Entschädigungen aus dem Katastrophenfonds beziehungsweise zur Abwicklung der Katastrophenschäden zusätzliches Personal zur Verfügung gestellt.
Landeshauptmann Christopher Drexler und Landeshauptmann-Stellvertreter Anton Lang: „Für uns als Landesregierung ist klar, dass wir in dieser schweren Situation allen Steirerinnen und Steirern, die von diesen unfassbaren Regenmengen und Wassermassen geschädigt wurden, zur Seite stehen. Von Seiten des Landes Steiermark haben wir daher den Katastrophenfonds für die Betroffenen geöffnet und wollen auch mit Soforthilfemaßnahmen unterstützen, die heute in der Sitzung der Landesregierung beschlossen wurden. Mit der schnellen Abwicklung von Akonto-Zahlungen aus dem Katastrophenfonds stellen wir sicher, dass geschädigte Steirerinnen und Steirer in dieser Ausnahmesituation rasche und wirksame Unterstützung bekommen.“
Gemeinsam mit der Landesspitze analysierten Katastrophenschutz-Leiter Harald Eitner, Landesfeuerwehrkommandant-Stellvertreter Christian Leitgeb, LWZ-Leiter Günter Hohenberger, Martin Schröttner (Landesgeologie), Christoph Schlacher (Schutzwasserwirtschaft) und Straßenerhaltungsdienst-Leiter Franz Zenz die Lage. „Was wir in den vergangenen Tagen erlebt haben, gehört sicher zu den größten Unwetterereignissen in der Geschichte der Steiermark. Auf einen Mai mit Rekord-Niederschlägen folgten Unwetterlagen mit Superzellen, die sich über den Katastrophengebieten entladen haben“, erklärt Eitner.
Äußerste Vorsicht im Bereich von Ufern, Wäldern & Hängen!
„Auch, wenn sich die Wetterlage laut den Prognosen dieser Tage stabilisiert, gilt auf Grund der völlig durchnässten Böden weiterhin der dringende Appell: Meiden Sie die Ufer von Fließgewässern und seien Sie weiterhin ausgesprochen vorsichtig, wenn Sie sich in Wäldern oder im Gebiet von Böschungen und Hängen bewegen. Die Gefahr von Hangrutschungen und unvorhersehbaren Erdbewegungen bleibt weiterhin hoch“, appelliert Eitner. „Die Landesgeologie ist seit Beginn der Unwetterereignisse im ständigen Einsatz zur Lagebeurteilung, um Risikobereiche zu identifizieren und auch den Einsatzkräften größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten. Es kommt laufend zu weiteren Schadensmeldungen, die Gefahr von Hangrutschungen in den betroffenen Gebieten darf keinesfalls unterschätzt werden“, warnt Schröttner.
Massive Schäden der Infrastruktur
„Neben den Privatschäden sind auch an Landes- und Gemeindestraßen sowie an Infrastruktureinrichtungen der öffentlichen Hand schwere Schäden entstanden. Wir gehen derzeit allein auf unseren Landesstraßen von einer Schadenssumme von mindestens 6,5 Millionen Euro aus. Zusätzlich ist auch die Übelbacher Bahn schwer in Mitleidenschaft gezogen – die Sanierung wird sich wohl bis Ende August ziehen und nach derzeitigen Schätzungen rund drei Millionen Euro kosten“, so Drexler und Lang.
Der Straßenerhaltungsdienst (STED) des Landes Steiermark steht seit Freitag Abend im Dauereinsatz, wie Leiter Franz Zenz berichtet: „Alle verfügbaren Kräfte aus anderen Teilen der Steiermark sind in den Katastrophengebieten zur Durchführung der dringlichsten Maßnahmen eingesetzt.“ Landesweit sind 22 Straßen gesperrt, davon allein elf Totalsperren im Landesstraßennetz sowie die Sperre der A9 im Bereich Gleinalm. Zu teils komplett zerstörten Straßenabschnitten und weggerissenen Brücken auf Gemeindestraßen kommt der beeinträchtigte Schienenverkehr zwischen Bruck an der Mur und Graz sowie zwischen Friedberg und Fürstenfeld. Nach derzeitigem Stand waren insgesamt 81 Evakuierungen zu verzeichnen, darunter ein Pflegeheim. 45 Haushalte sind nach wie vor von der Außenwelt abgeschnitten (Stand 13. Juni, Vormittag). Weiterhin ist in einzelnen Gebieten die Trinkwasserversorgung beeinträchtigt, zudem gibt es beschädigte Kläranlagen und mehrere nicht nutzbare öffentliche Gebäude (Schulen, Kindergärten).
Hochwasserschutz am Limit
Für die Schutzwasserwirtschaft berichtet Christoph Schlacher, Koordinator für Hochwasserrisikomanagement in der Steiermark, von der Schutzwirkung der Hochwasserschutzanlagen im aktuellen Katastrophenfall. Er verweist auf die bestehenden Hochwasserrückhaltebecken, sowie Hochwasserschutzdämme und -mauern entlang der Fließgewässer: „Von den 33 eingestauten Hochwasserrückhaltebecken wiesen lediglich zwei ein Anspringen der Hochwasserentlastung auf. Wir waren mit einer Situation konfrontiert, in der auch die besten Hochwasserschutzanlagen am oder über dem Limit waren. Die Durchflussmengen am Übelbach (über einem 300-jährlichen Ereignis), Voraubach, Rohrbach und an der Lafnitz (über einem 100-jährlichen Ereignis) waren weit jenseits des zu erreichenden Schutzziels eines 100-jährlichen Hochwassers. Auf Grund des beobachteten Einstaugrades sämtlicher angesprungener Rückhaltebecken in den Katastrophengebieten können wir vermelden, dass unsere Anlagen mehr als 1,6 Millionen Kubikmeter an Hochwasser zurückgehalten haben – das ist mehr als beispielsweise der gesamte Stubenbergsee an Inhalt hat. Ohne die Schutzwirkung der Hochwasseranlagen hätte sich noch ein viel verheerenderes Schadensbild entwickelt.“
Feuerwehren im Dauereinsatz
Für den Landesfeuerwehrverband Steiermark berichtet der stellvertretende Landesfeuerwehrkommandant Christian Leitgeb, dass seit Beginn der Unwetter-Ereignisse mit 421 Feuerwehren mehr als die Hälfte aller steirischen Feuerwehren im Einsatz standen, teilweise dauerhaft über mehrere Tage. Die Einsatzspitze wurde am Sonntag, dem 9. Juni, erreicht, als 263 Feuerwehren mit 498 Fahrzeugen und fast 2.700 Feuerwehrleuten im Einsatz standen, darunter neun Katastrophenhilfsdienst-Züge (KHD), die aus anderen steirischen Regionen in die Katastrophengebiete beordert wurden
„Danke an alle, die helfen!“
„Wir möchten für die Leistungen der Einsatzorganisationen in den letzten Tagen noch einmal einen großen Dank aussprechen – allen voran an die Freiwilligen Feuerwehren, die im ganzen Land in unzähligen Stunden ehrenamtlicher Arbeit unfassbares geleistet haben. In einer Zeit, in der so viel über Spaltungen und Gräben geredet wird, ist es ein ermutigendes Zeichen, dass zusammengehalten wird, geholfen wird und füreinander eingestanden wird. Danke an alle, die helfen!“, so Landeshauptmann Christopher Drexler und Landeshauptmann-Stellvertreter Anton Lang abschließend.