Die Freilegung eines Brunnens, an dessen Sohlen ein zur Gänze erhaltenes Gefäß gefunden wurde.
Am 11. Julli 2024 gibt es in Wagna, Friedhofstraße (gleich hinter Billa bzw. Fleischerei Krainer) einen „Tag der offenen Grabung“ an dem die aktuelle archäologische Grabung besichtigt werden kann.
Besuch und Führung
Die Ausgräber werden über den Grabungsfortschritt und zeigen aktuelle Funde berichten. Für Interessierte ist ein Besuch der aktuellen im Bereich des Gewerbegebiets der römischen Stadt sowie des Stadtgrabens durchgeführten Grabungen in der Zeit zwischen 9 und 15 Uhr möglich.
Führungen über das aktuelle Grabungsgelände in Wagna von und mit Grabungsleiter Bernhard Schrettle wird es um 10, 12 und 14 Uhr geben. Dabei wird er die Grabungsarbeiten ausführlich erklären.
Situierung der Grabungsstätte
Die Grabungsstelle befindet sich im Nordwesten des Stadtgebiets der kaiserzeitlichen Stadt Flavia Solva. Seit heurigen März dieses Jahres wird dort wieder gearbeitet. Die überraschenden Funde bezeugen Eisenverarbeitung sowie gewerbliche Nutzung dieses Areals im Zeitraum 200 bis 400 n. Chr.
Von großer Bedeutung, aber noch in vielen Aspekten rätselhaft ist der Stadtgraben, der sich im Norden der Grabungsfläche abzeichnet. Die Grabung wird unter der Leitung von Dr. Bernhard Schrettle von ASIST im Rahmen eines gemeinnützigen Beschäftigungsprojektes der Steirischen ArbeitsförderungsgesmbH. mit Unterstützung durch das AMS und das Land Steiermark durchgeführt.
Die Vorgeschichte
Im heutigen Wagna lag in der römischen Kaiserzeit eine Stadtanlage – die einzige römische Stadt auf dem Boden der heutigen Steiermark. Zu ihr gehörte ein ausgedehntes Gräberfeld, das sich von Wagna über Leitring und Altenmarkt bis hinauf auf den Frauenberg erstreckte, wo sich auch das zentrale Heiligtum befand.
Die Keimzelle der Stadt lag auf dem Frauenberg, wo sich die vorrömische Höhensiedlung befand, die wohl bereits den Namen Solva trug. In der römischen Kaiserzeit wurde zunächst eine Händlersiedlung an der Mur (im heutigen Wagna) und später eine ausgedehnte Stadtanlage mit öffentlichem Zentrum, Wohnvierteln und Gewerbegebiet unter dem Namen Flavia Solva errichtet. Die Stadt florierte und hatte im Zeitraum vom 2. bis in das 4. Jahrhundert eine Ausdehnung von etwa 40 ha.
Spannende neue Ergebnisse
Die jüngste archäologische Ausgrabung in Wagna im Bereich zwischen der Marburgerstraße und der Friedhofstraße, die seit dem Frühjahr 2024 stattfindet, erbrachte spannende neue Ergebnisse: Die römische Stadtanlage erstreckt sich bis in dieses Areal, von dem man bisher angenommen hatte, dass es außerhalb des besiedelten Stadtgebietes gelegen sei. Von großer Bedeutung sind die aufgedeckten Reste von Werkstätten, Brunnen und Abfallgruben sowie ein Graben – der so genannte Stadtgraben, der noch genauer erforscht werden muss.
Metallverarbeitende Werkstätten, Gruben und Brunnen
Große Mengen an Eisenschlacken bezeugen die Existenz metallverarbeitender Werkstätten. Es muss sich um Reste der Verhüttung von Erz handeln, die als Abfallprodukte in den Boden gelangten. Dass die Eisenverarbeitung in der römischen Stadt eine Rolle spielte, wurde schon länger vermutet, die neuesten Funde werden aber wohl noch genauere Aufschlüsse darüber liefern. Zu den wichtigen Fragen gehört, ob man die Herkunft des Erzes genauer bestimmen wird können, wann mit der Verarbeitung des Eisens begonnen wurde und welchen Stellenwert die Verarbeitung hatte.
Der Stadtgraben – ein in O-W Richtung verlaufender Graben, der sich von der Mur bis zur Sulm erstreckte, dürfte in die spätrömische Zeit zu datieren sein. Seine Funktion – Verteidigung oder Wasserversorgung – ist bis jetzt unklar. Möglicherweise können im Zuge der Grabung des Jahres 2024 dazu neue Erkenntnisse gewonnen werden.
Fotocredit: Archäologischer Verein Flavia Solva/Dr. Schrettle
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