Feierliche Enthüllung: Der neu gestaltete Vorplatz des Alten Kinos heißt nun "G. W.-Papst-Park". Foto: Kindermann
In der Stadt Leibnitz geht man den Weg konsequent weiter, Asphalt durch Grün zu ersetzen und öffentliche Flächen zu entsiegeln. Jüngstes Beispiel dafür ist der Vorplatz vor dem Alten Kino Leibnitz in der Bahnhofstraße, der zu einer öffentlichen Parkanlage der Stadtgemeinde Leibnitz umgestaltet wurde.
"Der Stadt etwas zurückgeben!"
“Es ist ein akurater und wunderschöner Park geworden mit dem wir der Stadt etwas zurückgeben, was es schon einmal gab”, betont Bgm. Michael Schumacher bei der Eröffnungsfeier, zu der er auch LAbg. Bernadette Kerschler, die Stadträte Alfred Pauli, Bernd Hofer und Walter Lesky, Stadtentwicklerin Astrid Holler, GR Johann Krassnig, GR Thomas Sammer oder Stadtamtsdirektor Werner Obruly begrüßte.
"Ein Foto aus dem Jahr 1913 zeigt einen südländisch anmutenden Park, der optisch einem Park einer Kuranstalt im positiven Sinn entspricht!", so Bgm. Schumacher zum Vorbild für die Entsiegelung der bisherigen Asphaltfläche am Kino-Vorplatz.
Die Vorgeschichte des "G.W.-Papst-Parkes"
Bereits im September 2022 hatten Walter Lesky, Celina Robic und Johann Krassnig im Gemeinderat einen Dringlichkeitsantrag von "Die Grünen" eingebracht, wonach der Gemeinderat beschließen wolle, den bestehenden Vorplatz umzugestalten. Und zwar konkret den Asphalt zu beseitigen, die Parkplätze Wegfallen zu lassen und die Asphaltfläche durch eine bepflanzte Grünfläche mit Blumen, Sträuchern, Bäumen und Sitzgelegenheiten zu ersetzen. Begründet haben "Die Grünen" ihren Antrag mit dem Hinweis auf den durch den Klimawandel Überhitzung der Städte in den Sommermonaten und dem Bekenntnis der Stadt Leibnitz zu Klimaschutzmaßnahmen.
Die SPÖ habe, so Bgm. Schumacher, den Antrag aufgenommen und noch eine Änderung vorgenommen und das Projekt wurde schließlich im Gemeinderat beschlossen.
Mit der Namensgebung möchte Leibnitz an den österreichischen Filmregisseur Georg Wilhelm Papst (1885 - 1967) erinnern, der in Tillmitsch im Schloss Fünfturm gelebt hatte und es als Filmschaffender zu weltweiter Bekanntheit gebracht hatte.
"Die Entscheidung im Gemeinderat, die Fläche zu entsiegeln, zeigt, wohin Leibnitz weiter seinen Fokus legen möchte: Den öffentlichen Raum zu gestalten und Menschen zur Verfügung zu stellen. Die Entsiegelung von Flächen ist angesichts der zunehmenden Urbanisierung ein Gebot der Stunde", erläutert Stadtentwicklerin Astrid Holler, die die MitarbeiterInnen der technischen Abteilung und des Bauamtes für die operative Umsetzung des Projekts lobte.
Partner bei der Umsetzung der Idee
Mit der Neuplanung des Areals war die Fa. Lebensraum, Brandweiner-Schrott KG aus Fürstenfeld beauftragt worden. "Wir gestalten Räume klimafit für die Zukunft. Mit Resisterulmen haben wir Bäume ausgesucht, die die Hitze gut aushalten und nicht ständig gegossen werden müssen. Entscheident für die Wasserdurchlässigkeit und langsame Versickerung von Regenwasser haben wir uns für wassergebundene Decken entschieden, die Wasser gut aufnehmen und langsam versickern lassen. Es handelt sich dabei um grobkörnigen, wasserdurchlässigen Sand mit einer Körnung von 4 bis 8 mm", erläutert Petra Brandweiner-Schrott.
Für die Realisierung der Neugestaltung zeichneten MitarbeiterInnen der Bauunternehmung STRABAG, Zaubergärten Brodschneider, Fa. Schlosserei & Metallbau Mitteregger verantwortlich. Die Kosten bezifferte der Bürgermeister mit 150.000 bis 175.000 Euro, wobei eine Landesförderung von 35 % für die Kosten der Entsiegelung vom Land zu erwarten sei.
Die Geschichte des Kinos in Leibnitz
Im Jahr der Stadterhebung des bisherigen Marktes Leibnitz wurde in der Bahnhofstraße ein aufwendiges Lichtspieltheater erbaut und am 31. Dezember 1913 feierlich eröffnet. Der Reinertrag des ersten Spieltages wurde übrigens laut Nachforschungen von Dr. Franz Suppan aus St. Stefan im Rosental dem Ortsarmenfonds zur Verfügung gestellt.
Betrieben hat das repräsentative Leibnitzer Lichtspieltheater zunächst Ladislaus Grumm. Anfang der 1930-er Jahre übernahm dessen Sohn Richard Grumm die Leitung des Stadtkinos.
Neue Eigentümer des Kinos
Mit Jahresende 1933 erwarb Dr. Egon Wolff von Wolffenberg das Leibnitzer Lichtspieltheater. Er ließ im Jahr 1936 das neben dem Kino bestandene Kino-Café (heute Zweiradcenter Lienhardt) großzügig umbauen.
Nach dem Krieg führte Dr. Wolff und später dessen Witwe Margarethe das Kino weiter. Im Jahr 1968 übernahm das Stadtkino mit Dr. Wolfgang Hohenau, der Enkel der Voreigentümers das Kino. Im Februar 1973 mußte Dr. Hohenau allerdings das Kino wegen stark zurückgegangener Besucherzahlen schließen. Leibnitz war damit zu Beginn der 1970-er Jahre die erste steirische Bezirksstadt, in der es kein Kino mehr gab.
In das einstige Kino war dann ein Supermarkt eingezogen. Die Leibnitzer Billa-Filiale war jedoch nach einem Großbrand im August 2015 nicht mehr aufgesperrt worden. Daraufhin hat die Stadtgemeinde Leibnitz das Alte Kino Leibnitz gekauft. Seit dem Jahr 2019 wird es vermietet und kulturell vom Verein LeibnitzKULT. bespielt. Bei den Sanierungsmaßnahmen wurde bewusst darauf geachtet, dass das ehrwürdige Gebäude erhalten bleibt.
Nachdem Leibnitz über 20 Jahre ohne Kino gewesen war, errichtete im Jahr 1996 die Grazer Unternehmerfamilie Diesel in einer alten Lagerhalle in der Klostergasse um 20 Millionen Schilling ein modernes Kinocenter mit drei Sälen.
Fotocredits: Heribert G. Kindermann, MA
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