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Bildungshaus Schloss Retzhof: „Das Gute Sehen!“ am Tag der Menschenrechte

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  • vor 1 Tag
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Am jüngsten Tag der Menschenrechte, dem 10. Dezember 2025, haben das Bildungshaus Schloss Retzhof und die Stadtgemeinde Leibnitz unter dem Titel „Das Gute sehen!“ zu einer Tagung samt Buchpräsentation in den Retzhof eingeladen.


„Schritt für Schritt zur Stadt ohne Vorurteile“

Grundlage für die Tagung, die „Der Retzhof“ und die Stadtgemeinde Leibnitz gemeinsam mit der Evangelischen Kirche, dem Rotary Club Steierska Stajermark, dem Filmclub Leibnitz und den Fotofreunden Leibnitz als Kooperationspartner abgehalten hat, war die im Vorjahr durchgeführte Veranstaltungsreihe „Das Gute sehen!“. Diese erfolgreiche und interessante Reihe wiederum hat im Rahmen der Kampagne „Schritt für Schritt zur Stadt ohne Vorurteile“ der Stadtgemeinde Leibnitz stattgefunden.


„Sehen Sie mich?“

Mit der Aufforderung „Sehen Sie mich?“ begrüßte Retzhofleiter Meinhard Friedl die über 130 Interessierten. „Diese Tagung ist jenen Menschen gewidmet, die nicht gesehen wurden. Wir sehen Menschen, und um Menschen geht es heute, die unsere Hand brauchen! Menschen, die in Bewegung sind und das sollen und dürfen! Wir vom Retzhof wollen Flüchtlingen immer eine Hand reichen und das Gute tun!“, so Friedl.


„Österreich - ein Zuwanderungsland“

Christian Promitzer vom Institut für Geschichte der Universität Graz beleuchtete in seinem Vortrag „Österreich - ein Zuwanderungsland“ die historischen Hintergründe und erläuterte die soziologischen und literarischen Perspektiven eines Fremden.


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Promitzer ortete fünf grobe Besiedlungsschichten (Hallstattkultur, keltische Zuwanderer, Römer, Slawen & Awaren und Baiern) bis zum Mittelalter. In der Folge habe sich, so der Historiker, ein sprachlicher Übergangsraum (Deutsch/Slowenisch) herausgebildet und habe sich die Entstehung einer sprachlich-kulturellen Einheit ergeben. „Alle früheren Schichten wurden von der jeweils folgenden aufgenommen und absorbiert. Es bildete sich die Nation Österreich. Zuwandernde wurden entweder integriert oder abgestoßen!“, erinnerte Promitzer.


Als Folge der Öffnung des Eisernen Vorhangs und der EU-Erweiterung kam es, so der Historiker weiter, in den letzten 35 Jahren zu einer ökonomischen Zuwanderung mit besonderer Bedeutung für den Pflegebereich. „Immer wieder kamen auch Kriegsflüchtlinge und Asylwerber, etwa aus dem ehemaligen Jugoslawien, Tschetschenien, Afghanistan, Syrien oder der Ukraine zu uns ins Land!“. Promitzers historischer Attest ergibt die These: „Die bewährte Integrationskraft Österreichs ist nicht als unmittelbar gefährdet anzusehen."


Jüngere Zeitgeschichte

Die Evangelische Pfarrerin Marianne Pratl-Zebinger und Robert Konrad von der Stadtgemeinde Leibnitz gingen auf die Fluchtbewegung 2015 in unserer Region ein. Zur Sprache kam auch die damals vielfache Unterstützung der Ankommenden durch Institutionen und Ehrenamtliche an der Grenze in Spielfeld, in der Region und auch in der Stadt Leibnitz.


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Mitglieder des Filmclub Leibnitz unter der Regie von Peter Zink engagierten sich ebenso im Projekt, „2015 - Zehn Jahre später“ und führte Interviews und produzierte Filme über die Familien, die in Leibnitz angekommen sind und ihre Fluchterfahrungen teilen.


Buchpräsentation „Das Gute sehen“

Ein weiterer Höhepunkt der Tagung war die Vorstellung des Buches „Das Gute sehen“, in dem Familien und Einzelpersonen portraitiert werden, die nach dem Jahr 2015 in Leibnitz angekommen sind und sich hier ein neues Leben aufgebaut haben. In Rahmen der Tagung und der Buchpräsentation wurden berührende Geschichten sowohl von Geflüchteten, wie auch von ehrenamtlichen Helfer:innen, an diesem Abend erzählt.


Die Fotofreunde Leibnitz rund um Initiator Johann Grasch haben mit großem Engagement und Sensibilität Familien aufgesucht und in Wort und Bild dargestellt. „Am 11. November 2015, an meinem 55 Geburtstag, habe ich mir selbst einen Tag im Team Österreich, zum Flüchtlingseinsatz in Spielfeld geschenkt. Ich habe Wasser ausgeteilt. Und in meinem Kopf taten sich Schubladen auf. Schubladen, in die ich all die Erfahrungen eines Tages gepackt habe. All die Not, all die Hilfsbereitschaft, all die Hoffnung und all die Überforderung auf beiden Seiten!“, schilderte Grasch seine persönlichen Erfahrungen.


Nach einem Gespräch mit Pfarrerin Pratl-Zebinger erfuhr Grasch, dass in einer Serie von Abenden ehemals geflohene Menschen berichten sollten, was Ihnen in Österreich und in der Region Gutes gelungen ist. Die Fotofreunde nahmen die Einladung der Pfarrerin an, die Veranstaltungsreihe zu begleiten und in einer Ausstellung zu dokumentieren.


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„Aus der Idee der Ausstellung wurde die Idee eines Buches. Ein Buch das allen, die zu uns kommen, Hoffnung geben und uns allen die Herzen öffnen soll, um sichtbar zu machen was alle Menschen dieser Erde verbindet“, so Initiator Grasch.


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Der Bildband „Das Gute sehen“ liegt in der Sozial-Info Leibnitz und in der Abteilung Stadtentwicklung der Stadtgemeinde Leibnitz auf. Gefördert wurde das Projekt aus Mitteln der Österreichischen Gesellschaft für politische Bildung.


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Fotocredits: Heribert Kindermann/Fotofreunde Leibnitz/Christiane Pelzmann

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