Anlässlich des Weltbodentags am 5. Dezember 2024 erinnert der Naturschutzbund daran, dass Österreich längst an den Grenzen seines Bodenverbrauches angelang ist und endlich ein Umdenken dringend erforderlich ist.
Beim Naturschutzbund ist man sich einig, dass sich anstatt die Frage zu stellen, wie viel Bauland notwendig ist, um wirtschaftlich fit zu bleiben, sollte man lieber hinterfragen, wie viel Grünland es brauchte, um überleben zu können?
Grund und Boden sind keine beliebigen Waren
Gemeinsam mit Wasser und sauberer Luft ist ein gesunder, lebendiger Boden unsere wichtigste Lebensgrundlage. Studien haben bewiesen, dass unsere Ackerböden aufgrund der Klimakrise bis zu 20 Prozent weniger Ertrag bringen werden. Das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) und das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (BML) warnen auf ihren Homepages, dass Österreichs Ernährungssicherheit gefährdet sei. Der Selbstversorgungsgrad für Österreich, der 2021 erhoben wurde, liegt für Getreide bei 94 Prozent, für Gemüse bei 58 Prozent und für Obst nur noch bei 48 Prozent.
Der massive Bodenverbrauch stellt aber auch eine große Gefahr für die Artenvielfalt dar. Durch die Zerschneidung der Landschaft droht den Wildtieren neben den Verlust von Lebensräumen mittlerweile auch eine genetische Verarmung. Aufgrund der raschen ökologischen Veränderungen von Lebensräumen wird sogar die Klimakrise weiter verstärkt.
Bodenverbrauch beschränken
Aber anstatt diese Warnungen ernst zu nehmen, haben die neun Landeshauptleute am 29.Februar 2024 das verbindliche Ziel, den Bodenverbrauch bis 2030 auf 2,5 Hektar pro Tag zu beschränken, einstimmig abgelehnt! Auch die Beschlüsse zu den Zielen der Bodenstrategie, die die Österreichische Raumordnungskonferenz erarbeitete, fehlen nach wie vor. Um den in der Verfassung verankerten Verpflichtungen zur krisensicheren Versorgung der österreichischen Bevölkerung mit Nahrungsmitteln nachkommen zu können, sei es dringend notwendig, so die VertreterInnen des Naturschitzbundes, landwirtschaftlich wertvolle Böden unter gesetzlichen Schutz zu stellen. Eine zukunftsfähige Bodenpolitik, die Lebensmittelsicherheit und die Artenvielfalt für nachfolgende Generationen bewahrt, sei längst überfällig.
Kompetenzen hinterfragen und neuer Finanzausgleich
Es wird beim Naturschutzbund als besonders wichtig gesehen, dass die zuständigen AkteurInnen in der Raumordnung und die PolitikerInnen faktenbasiert und schnell handeln. „Die Kommunalsteuer in ihrer derzeitigen Form und die Kompetenzzuordnung, die den Gemeinden in Raumordnungsfragen die Hauptentscheidung überträgt, forciert den Bodenverbrauch anstatt diesen einzudämmen“, kritisiert Naturschutzbund-Expertin Ingrid Eichberger und betont „Der Finanzausgleich soll (auch) nach Umweltkriterien erfolgen, sodass der Erhalt von noch unverbauten Landschaftsräumen gefördert und die Innenentwicklung von Ortschaften weiter vorangetrieben wird. Denn eine artenreiche Natur und die pflanzliche Lebensmittelversorgung brauchen Platz.“
Biodiversität und Ernährungssicherheit
Auch für die Biodiversität ist Boden von zentraler Bedeutung. Die Maßnahmen zur Bewältigung der vier großen Krisen unserer Zeit – der Biodiversitätskrise, der Klimakrise, der Bodenkrise und der daraus resultierenden Gefährdung unserer Ernährungssicherheit – dürfen sich nicht gegenseitig behindern. Sie müssen miteinander gedacht und umgesetzt werden. Der Naturschutzbund Salzburg setzt sich dafür ein, Gesamtkonzepte, die den Schutz von Klima, Arten, Boden und Ernährungssicherheit miteinander vereinen, umzusetzen.
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