Mit Hometreatment startet an der Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie (KJP) des LKH Graz II eine ganz neue Betreuungsform für Kinder und Jugendliche, die darauf abzielt, Kinder und Jugendliche mit psychischen Problemen und deren Familien in ihrer vertrauten Umgebung zu unterstützen.
Wegweisendes Projekt
Zur Optimierung der Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Erkrankungen startet in der Steiermark ein wegweisendes Projekt: das "Hometreatment". Dieses innovative Versorgungsmodell verknüpft Strukturen der stationären Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapeutischen Medizin (KJP) mit der mobilen sozialpsychiatrischen Betreuung der GFSG PSD Graz (Gesellschaft zur Förderung seelischer Gesundheit GmbH, Psychosozialer Dienst Graz). „Hometreatment" bietet eine intensive Behandlung von psychiatrisch erkrankten Kindern und Jugendlichen genau dort, wo der Bedarf erforderlich ist, nämlich im häuslichen Umfeld. Dieses neue Pilotprojekt der KAGes, das vom Gesundheitsfonds Steiermark finanziert wird, ermöglicht eine Steigerung der zu versorgenden Patient:innen, wohnortnah und unter Erhalt der psychosozialen Strukturen. Dies bedeutet nicht nur eine zeitnahe und hochwertige Versorgung, sondern auch die Verhinderung von Krisen die durch etwaige lange Wartezeiten entstehen können.
„Wo immer es möglich ist, wollen wir das medizinische Angebot ausbauen. Daher freut es mich, dass wir mit diesem neuen Angebot der psychischen Behandlung zu Hause die gesundheitliche Versorgung unserer Kinder und Jugendlichen verbessern können. Die Entwicklung zeigt uns, dass die psychische Gesundheit immer wichtiger wird. Mit dem Hometreatment schaffen wir flexible Hilfe genau dort, wo sie benötigt wird.“, betont Gesundheitslandesrat Dr. Karlheinz Kornhäusl.
Klubobmann Hannes Schwarz ergänzt: „Die seelische Gesundheit vieler Kinder und Jugendlichen ist, insbesondere durch die Krisen der letzten Monate und Jahre, ins Wanken geraten. Diese neue Betreuungsform soll durch niederschwelligen Zugang zu Hause für vertraute Umgebung sorgen und gleichzeitig zum Teil überlastete Spitalsstationen entlasten.“
"Hometreatment ist ein wichtiger und dynamischer Schritt in der Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Ich habe in Deutschland bereits drei Teams geleitet und freue mich darauf, dieses in der Steiermark neue Konzept gemeinsam mit unseren Partnern nun in einer Pilotphase auf den Großraum Graz auszurollen", meint Primaria Univ.-Prof. Dr. Isabel Böge, die Leiterin der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Leiterin von Hometreatment:
Ablauf der Behandlung
Das "KJP Hometreatment" bietet stationsäquivalente Leistungen zu Hause an, darunter psychiatrische Krisenintervention, Psychotherapie, Familientherapie, Pharmakotherapie und vieles mehr. Ziel ist es, eine umfassende Versorgung für Patient:innen von 5 bis 18 Jahren aller Diagnosegruppen im häuslichen Umfeld zu gewährleisten.
Das Hometreatment-Team der KJP am LKH Graz II, Standort Süd besteht aus acht Mitarbeiter:innen der Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie (2 Ärzt:innen, 3 Pädagog:innen, 2 Personen aus dem Pflege- und Therapeutenteam, ein:e Psycholog:in) welches Hand in Hand mit einem Hometreatment-Team der GFSG (13 Mitarbeiter:innen bestehend aus Psycholog:innen, Fachtherapeut:innen) arbeitet. In den ersten 6 Wochen wird den Kindern, Jugendlichen und deren Familien mit 4-5 Terminen/Woche ein hochintensives, multiprofessionelles Therapieangebot vom Hometreatment-Team der KJP gemacht, welches in der Intensität der Behandlung mit einem stationären Aufenthalt vergleichbar ist. In den folgenden zwei Wochen reduzieren sich die Termine vom Hometreatment-Team der KJP auf ca. 2-3x/Woche bei einer gleichzeitigen Erhöhung der GFSG-Homtreatment-Termine. Anschließend beginnt für die Dauer von 6 Monaten eine niederschwellige aufsuchende Behandlung durch die Mitarbeiter:innen des GFSG, unter Einbindung des KAGes-Facharztes. Die Betreuungsdauer beträgt somit inklusive Nachbetreuung insgesamt acht Monate.
Das Projekt wird begleitend evaluiert, um die Wirksamkeit und Effizienz sicherzustellen. Zudem ist eine wissenschaftliche Evaluation durch die Medizinische Universität Graz geplant. Nach Auswertung der Evaluierungsergebnisse des Pilotprojektes ist ab 2025 bzw. für die Folgejahre ein sukzessiver regionaler weiterer Ausbau in der Steiermark geplant.