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Grüne warnen vor „blindem Sparkurs auf Rücken ganzer Generationen“

  • la6098
  • vor 1 Tag
  • 3 Min. Lesezeit


 (v. l.): Maria Huber, Sandra Krautwaschl, Anita Winkler und Claudia Schober fordern ein klares Bekenntnis der Politik zur Jugend
 (v. l.): Maria Huber, Sandra Krautwaschl, Anita Winkler und Claudia Schober fordern ein klares Bekenntnis der Politik zur Jugend

Die Grünen schilderten bei einem Pressegespräch am 11. Dezember 2025 in Leibnitz, welche Folgen Kürzungen der steirischen Landesregierung für junge Menschen und Gemeinden haben – und warum „Kürzen bei der Jugend“ als teurer Irrweg gesehen wird.


„Wir können nicht zuschauen!“

„Streetwork schließt. Jugendzentren sperren zu. Produktionsschulen werden abgedreht. Wir sehen, was diese Kürzungen auslösen – und wir können nicht zuschauen“, eröffnete eine besorgte Grünen-Klubobfrau Sandra Krautwaschl das Pressegespräch in Leibnitz. Gemeinsam mit Gemeindevertreterinnen aus Deutschlandsberg, Leibnitz und Preding verwies sie darauf, wie tief die Einschnitte der Landesregierung in den Sozial-, Jugend- und Bildungsbereich gingen. „Natürlich wissen wir, dass die Steiermark finanziell unter Druck steht. Aber die Frage ist nicht, ob man spart – sondern wie“, meinte Krautwaschl.


„Die Rechnung zahlen junge Menschen und Gemeinden“

Für die Grünen setze die steirische Landesregierung an völlig falschen Stellen an. „Was wir seit einem Jahr sehen, ist ein Zurücknehmen von Chancen. Die FPÖ kürzt, und die ÖVP trägt diesen Kurs stillschweigend mit. Die Rechnung zahlen junge Menschen und Gemeinden“, so Krautwaschl weiter.


Dass es nicht bei einzelnen Projekten bleibe, zeige auch der Blick auf das Landesbudget: Das Detailbudget Jugend ist heuer von 11,7 auf 11,3 Millionen Euro gesunken. Offiziell wird das mit einer ‚Optimierung des Sachaufwands‘ begründet. „Bei einer Inflationsrate von rund 3,5 bis 4 Prozent bedeutet das in der Realität: weniger Leistung für Kinder und Jugendliche bei gleichbleibendem Bedarf“, kritisiert die Grünen-Klubobfrau.


Auch der Steirische Dachverband der Offenen Jugendarbeit habe in einem offenen Brief an die Bürgermeister:innen kürzlich vor einer weiteren Aushöhlung der Angebote gewarnt. „Wenn die Praktiker Alarm schlagen, sollte die Landesregierung endlich hinhören und sich selbst hinterfragen. Und was diese Kürzungen konkret bedeuten, sieht man in den Regionen besonders deutlich“, erläutert Krautwaschl


Streetwork in Deutschlandsberg muss schließen

Die mobile Jugendarbeit im Bezirk Deutschlandsberg endet mit Jahresende. Mehr als 100 Jugendliche wurden zuletzt längerfristig betreut, dazu kamen 5.150 Kontakte und über 50 Workshops. Gemeinderätin Maria Huber spricht von einem „massiven Verlust“: „Streetwork war für viele der erste und einzige Ort, um Hilfe zu bekommen. Diese Kürzung trifft genau die, die sonst niemand sieht“, GR Huber. Im gesamten Bezirk Deutschlandsberg gäbe es, so die Deutschlandsberger Gemeinderätin, kein vergleichbares Angebot.


Leibnitzer Jugendzentrum „Wave“ vor dem Aus

Das Jugendzentrum „Wave“ – ausgezeichnet, etabliert, gut besucht – verliert die Finanzierung. 350 bis 400 Jugendliche nutzten das Angebot jährlich. „Viele fragen einfach: ,Wo sollen wir jetzt hin?‘ Das Jugendzentrum ist ein sicherer, konsumfreier Ort gewesen. Man reißt es weg – und lässt die Jugendlichen im Regen stehen“, meint Grünen-Gemeinderätin Anita Winkler. Auch das mobile Team „Moja“, das von der Stadtregierung als Ersatz genannt werde, habe öffentlich erklärt, das Angebot nicht abdecken zu können.


Produktionsschulen Leibnitz & Liezen: Schließung trotz Erfolge

Besonders kritisch wird die Entscheidung des Landes gesehen, zwei Produktionsschulen zu schließen. In Leibnitz etwa wurden 45 Jugendliche begleitet – mit großem Erfolg: rund 86 Prozent der Jugendlichen konnten nach dem Programm eine Lehrausbildung beginnen, einen Arbeitsplatz finden oder in andere Ausbildungen wechseln. Viele Unternehmen haben ausdrücklich positive Rückmeldungen gegeben, da gut vorbereitete Lehrlinge weniger oft abbrechen.


„Die Produktionsschulen bieten etwas, das keine andere Maßnahme in dieser Form ermöglicht: reale Arbeitsbedingungen in mehreren Fachbereichen – vom Metall über Holz bis zur Gastronomie. Diese praxisnahe Berufsorientierung wurde von Betrieben, Schulen und Expert:innen immer wieder ausdrücklich gelobt und gilt als wesentlicher Grund für die hohen Vermittlungs- und Anschlussquoten“, weiß Schulleiterin Claudia Schober zu berichten.


Umso unverständlicher wäre es, dass nun ein Angebot gestrichen werde, das so unmittelbar an die Bedürfnisse der regionalen Wirtschaft anknüpfe. Noch schwerer wiege jedoch der gesamtgesellschaftliche Aspekt: Menschen, die nicht gut am Arbeitsmarkt integriert sind, verursachen langfristig höhere Sozial- und Gesundheitskosten. Die Streichung der Fördergelder sei daher keine echte Einsparung, sondern verschiebe Kosten nur in die Zukunft.

Damit die Jugendarbeit in der Steiermark nicht weiter ausgedünnt werde, brauche es aus Sicht der Grünen drei Dinge: Ein klares Bekenntnis der Politik zur Jugend, Planungssicherheit und eine Unterstützung für Gemeinden, die diese Aufgaben nicht alleine tragen können.


Konkret fordern die Grünen

  • einen sofortigen Stopp der Kürzungen im Sozial-, Jugend- und Bildungsbereich

  • eine Übergangsfinanzierung 2026 für Streetwork, Jugendzentren und Produktionsschulen

  • einen Runden Tisch mit Gemeinden, Trägern und Fachstellen

  • sowie einen Jugendfonds, der die Gemeinden unterstützt, die die Jugendarbeit nicht allein stemmen können.


„Wir haben kein Sparproblem – wir haben ein Prioritätenproblem. Wenn Politik Jugendlichen Räume nimmt, nimmt sie ihnen ein Stück Zukunft. Das können wir nicht akzeptieren. Wir werden weiterhin an der Seite derjenigen stehen, die von diesen Entscheidungen betroffen sind“, unterstreicht Krautwaschl.


Fotocredit: © Grüne Steiermark

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