Wieso man sich über Schlangen im Garten freuen sollte
- la6098
- vor 2 Tagen
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Naturschutzbund zum Welttag der Schlangen am 16. Juli
Warum es erfreulich ist, eine Schlange im eigenen Garten zu entdecken – und wie man die scheue Schlingnatter von der oft missverstandenen Kreuzotter unterscheidet – erklärt der Naturschutzbund zum Ehrentag der glatt schimmernden Reptilien.
Wenn Menschen von Schlangen hören oder sogar eine sehen, empfinden viele spontan Unbehagen. Doch woran liegt das? Studien zufolge ist vor allem ihre für den Menschen ungewohnte Fortbewegungsweise – das lautlose Schlängeln – verantwortlich. Sie wirkt auf uns oft unberechenbar und kann deshalb Angst auslösen. Auch kulturelle Einflüsse aus Film und Literatur, in denen die Schlange meist negativ dargestellt wird, tragen zur Ablehnung bei.
Dabei sollte man sich durchaus freuen, wenn sich eine Schlange im Garten zeigt: Schlangen sind scheue, unauffällige Tiere und spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem. Sie helfen, die Bestände von Nagetieren und anderen Kleinsäugern zu regulieren und dienen zugleich als Beute für größere Tiere wie Greifvögel. Ihre Anwesenheit weist oft auf ein ökologisch hochwertiges Umfeld hin, in dem auch andere seltene Arten wie bestimmte Käfer, Eidechsen oder Hautflügler vorkommen.
Ein besonders zurückhaltender Vertreter unserer heimischen Schlangen ist die wenig bekannte, aber völlig harmlose Schlingnatter (Coronella austriaca). Sie wird jedoch häufig mit der giftigen Kreuzotter verwechselt – zu Unrecht.
Die Schlingnatter
Ihr wissenschaftlicher Name „austriaca“ verweist auf das große Fleckenmuster am Kopf, das – von der Seite betrachtet – an den Umriss Österreichs erinnert. In Österreich ist die Schlingnatter weit verbreitet, wird jedoch selten gesehen. Sie lebt sehr zurückgezogen und verhält sich bei Gefahr meist ruhig und regungslos, statt zu flüchten oder zu drohen. Ihre ausgezeichnete Tarnung macht sie oft nahezu unsichtbar.
Trotz ihrer Ähnlichkeit zur Kreuzotter ist die Schlingnatter vollkommen ungefährlich. Junge Tiere ernähren sich vor allem von Insekten, während erwachsene Schlingnattern Reptilien wie Blindschleichen, Eidechsen, andere Schlangen und gelegentlich auch Nagetiere fressen. Besonders wohl fühlen sie sich an warmen, geschützten Orten im Garten – etwa in Trockensteinmauern, Reisighaufen oder Holzstapeln. In freier Natur besiedeln sie strukturreiche Lebensräume wie Waldränder, Hochmoore, Trockenrasen oder Felshänge.

Die Kreuzotter
Kreuzottern halten sich in der Regel fern von menschlichen Siedlungen. Sie kommen bevorzugt in Mooren oder höheren Gebirgslagen vor. Gemeinsam mit der Europäischen Hornotter gehört die Kreuzotter zu den einzigen Giftschlangen Österreichs. Die dritte Art, die Wiesenotter – die früher auch siedlungsnahe vorkam – ist in Österreich inzwischen ausgestorben.
Noch vor rund 120 Jahren wurden für das Fangen von Kreuzottern Prämien ausgezahlt. Heute hingegen gelten sie als gefährdet und stehen unter Schutz. Die Angst vor einem Schlangenbiss ist beim Menschen tief verwurzelt – doch tatsächlich kommt es in Österreich nur äußerst selten zu Bissunfällen mit Kreuzottern. Die Tiere beißen nur, wenn sie sich bedroht fühlen. Ein Biss ist zwar schmerzhaft und führt meist zu Schwellungen, Rötungen oder seltener zu Kreislaufproblemen und Übelkeit, ist für gesunde Menschen aber in der Regel nicht lebensbedrohlich. Trotzdem sollte man nach einem Biss ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.

Unterscheidung zwischen Kreuzotter und Schlingnatter
Die Schlingnatter kann bis zu 80 cm lang werden. Ihre Färbung reicht von grau über braun bis rötlich, oft mit dunklen Flecken oder einem unklaren Muster auf dem Rücken. Charakteristisch sind der dunkle Streifen an den Schläfen, der sich vom Auge bis zum Maul zieht, sowie die runden Pupillen – ein typisches Merkmal ungiftiger Schlangenarten.
Weibliche Kreuzottern erreichen eine Länge von bis zu 90 cm und sind meist braun bis olivfarben. Männchen sind etwas kleiner und meist gräulich, es gibt aber auch kupferrote oder schwarze Exemplare. Auffälligstes Merkmal ist das markante Zickzackband auf dem Rücken. Kreuzottern haben zudem senkrechte Pupillen – ein klassisches Erkennungszeichen für heimische Giftschlangen.

Wer zum Schutz der wundervollen Schlängler beitragen will, kann sich HIER Tipps zur schlangenfreundlichen Gartengestaltung holen.
Und wer eine Schlange im Garten findet, kann sich nicht nur glücklich schätzen, sondern sollte auch gleich das Handy für ein Foto zücken: Denn der Naturschutzbund sucht gemeinsam mit Global2000 im Projekt BIOM-Garten nach Amphibien und Reptilien in Österreichs Gärten – die Fotos einfach auf www.naturbeobachtung.at oder der gleichnamigen App mit dem Kommentar „BIOM-Garten“* teilen und zum Schutz der bedrohten Tiere beitragen.
*Dieses Projekt wird durch den Biodiversitätsfonds des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie gefördert.